Trauer

Vatertag, wenn Papa tot ist

Sabine kenne ich nun schon sehr lange. Sie war eine der ersten, die SeelenSport® Online Trainings gemacht hatte. Kurz nachdem ihr Papa verstorben war, meldete sie sich und wir arbeiteten zusammen. Mittlerweile ist sie selbst SeelenSport® Trainerin und ihr Weg soll dir Mut schenken, wenn auch du deinen Papa verloren hast und Vatertag ohne ihn verbringen musst. Hier kommt ihre Geschichte.

Heute ist Vatertag. Ein Tag, der mich schmerzlich daran erinnert, dass mein Papa tot ist. Im Oktober 2017 ist er gestorben. Fünf Tage nach seinem Geburtstag. Er fehlt mir.

Papa, mein Held

In meiner Kindheit war er mein Held. Er war lustig, hat mich geprägt, mir das Musizieren beigebracht, ist mit mir auf Berge geklettert und war mein wichtigster Berater und Zuhörer. Von ihm habe ich viel gelernt, habe ihn für Vieles, was er in seinem Leben getan hat, bewundert. Er war viele Jahre Rettungssanitäter, hat sich zur Aufgabe gemacht, anderen Menschen zu helfen. Das beeindruckt mich bis heute, weil es für ihn so selbstverständlich war. Sein Umgang mit Menschen in solchen Ausnahmesituationen war ruhig, ausgleichend, einfühlsam.

Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich mir als kleines Kind die Tür in einer Kaufhaustür eingeklemmt hatte. Ich war kurz ausgebüchst und schon war es passiert. Ich kam in die Ambulanz und plötzlich war Papa da. Meine Hand war schwer verletzt, es war klar, mir würden noch vor Ort zwei Fingernägel gezogen werden müssen. Ich erinnere mich an das Gesicht meines Papas nah vor meinem, während der Arzt meine Hand versorgte. Er sprach ruhig mit mir, lächelte mich an. „Na meine kleine Maus, wo wollen wir denn dieses Jahr in den Urlaub hinfahren?“ fragte er mich. „Wieder ans Meer?“ Ich konzentrierte mich nur auf seine Stimme, spürte seine Geborgenheit, seine Ruhe, seine Nähe und zack – war der Fingernagel ab, ohne, dass ich es wirklich gespürt hatte. Als wir aus der Ambulanz kamen, kaufte mir Papa ein Zitroneneis – und die Welt war für mich in Ordnung, die Schmerzen an meiner Hand gar nicht mehr so schlimm.

Papa hat es geliebt, Witze zu machen. Er hat es geliebt, zu schreiben. Von ihm habe ich mein Talent geerbt, Texte zu verfassen, ohne groß darüber nachdenken zu müssen. Er schrieb Gedichte und prägte mich in der Wahl meines Berufs als Journalistin. Und nun ist er nicht mehr da. Wer bin ich, ohne ihn? Das habe ich mich oft gefragt. Die Trauer um ihn hat mich komplett umgehauen, verschluckt, zu Boden gedrückt. Und das, obwohl wir später viele schwierige Jahre hatten. Vielleicht war die Trauer auch genau deswegen umso schwerer für mich auszuhalten.

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Wie viel Trauer ist „normal“?

Nach seinem Tod musste ich mich erst einmal sortieren. Erst einmal die ganze Trauer, die über mich hereinbrach, sortieren. Ich war wie taub. Ich war wütend. Ich war traurig. Alles zugleich. Wie viel Trauer ist „normal“? Das musste ich erst einmal schmerzlich lernen, denn ich war sehr überfordert in dieser Zeit. Einen Elternteil zu verlieren bedeutet auch, ein Stück erwachsen zu werden. Auch, wenn ich das natürlich schon war – trotzdem bleibt man ja ein Leben lang auch Kind seiner Eltern. Und nun ist ein Teil von ihnen einfach nicht mehr da. Das zu begreifen fällt mir manchmal heute noch schwer. Gerade an Tagen wie dem Vatertag, wo das Gefühl, ihn jetzt anrufen und mit ihm sprechen zu wollen, noch viel intensiver ist als manchmal sonst schon.

Und trotzdem – so verrückt das vielleicht klingt – hat mir die Trauer um meinen Papa geholfen. Geholfen, meinen Weg zu finden. Den Mut zu haben, zu meinen Gefühlen zu stehen. In einer Gesellschaft, in der das wenig Platz hat, meine Trauer laut zu formulieren. Und damit auch anderen Menschen zu helfen. Die Trauer um meinen Papa hat mich auf meinen Weg als SeelenSport-Trainerin geführt. Ich wachse gefühlt über mich selbst hinaus in meiner Aufgabe, anderen trauernden Menschen zu helfen. Sie dabei zu begleiten, ihren Verlust mit Hilfe von Bewegung auszudrücken. Ohne seinen Tod wäre ich im Traum nicht darauf gekommen, mir eine solche Aufgabe zuzutrauen. Ich finde meinen Weg, durch diesen Verlust. Und das ist etwas ganz Besonderes, denn es gibt mir das Gefühl, dass mein Papa nicht komplett umsonst gestorben ist. So schmerzvoll sein Verlust auch immer bleiben wird. Ich kann ihn aber nicht verändern, sondern nur daraus lernen. Meinen Weg damit finden.

Sabine als stolze SeelenSport® Trainerin!

Er ist da, aber anders

Die Trauer verlangt von uns, die Beziehung zu unserem geliebten Menschen grundlegend zu verändern. Für mich ist der Tod meines Papas ganz klar nicht das Ende unserer Beziehung. Er ist da, aber anders. Und immer wieder bin ich hin und her geworfen. Auf der einen Seite ist da die harte Realität und der Wunsch, jetzt sofort Kontakt zu ihm aufnehmen zu wollen. In der ich ihm eine Whatsapp schreiben, ihn anrufen, umarmen, seinen Rat haben möchte. Und die schmerzhafte Erkenntnis: Das geht nicht mehr!

Auf der anderen Seite ist mein fester Glaube daran, dass seine Seele immer um mich ist, im hier und jetzt. Ich spüre und weiß das. Eine „Verbindung“ zwischen diesen „beiden Welten“ ist für mich der Regenbogen. Wann immer ich einen sehe weiß ich, Papa ist wirklich da. Er denkt an mich. Er schickt mir ein Zeichen. Klingt für Dich vielleicht ein bisschen verrückt, aber ich stehe dazu. Denn erst, wenn wir selbst sterben, wissen wir, ob solche Zeichen möglich sind. Und bis dahin möchte ich fest daran glauben.

Was ich dir wünsche…

Wenn auch Du Deinen Papa verloren hast wünsche ich Dir, dass Du nie das Gefühl hast, ihn „loslassen“ zu müssen. Das ist nicht Sinn und Aufgabe der Trauer. Ich wünsche Dir, dass Du spürst, dass Dein Papa immer Dein Papa bleibt. Dass er Dich geprägt hat. Dass Du ein Teil von ihm bist. Und ein Teil von ihm in Dir, in Deinem Herzen und in Deinem Sein weiterlebt.


Sabine schreibt auch selbst einen Blog über die Themen Trauer, Bewegung und Sterben. Schau gerne bei ihr vorbei!

Du möchtest von deinem Papa erzählen? Teile deine Erfahrung gerne in den Kommentaren!