
Nun mal an die Menschen, die selbst noch keinen nahe stehenden Menschen verloren haben oder einen einschneidenden Verlust bewältigen mussten. Kennst du das Gefühl, dass du auf eine Beerdigung gehst, dein Beileid und Trost aussprechen möchtest, dir aber die Worte dafür fehlen? Oder du einem trauernden Menschen Wochen später begegnest und mit der Situation vollkommen überfordert bist? Du möchtest nichts Falsches sagen und versuchst deine Worte gut auszuwählen. Du sprichst sie aus und glaubst dem trauernden Menschen geholfen zu haben. Auch wenn die Worte gut gemeint sind, leider helfen sie meist nicht. Stattdessen können sie den Trauernden sehr verletzen. Damit du dich das nächste Mal vorbereitet fühlst und dem Trauernden wirklich hilfst, findest du nachfolgend 13 Sätze, die du vermeiden solltest und anschließend Varianten, die wahres Mitgefühl ausdrücken.
Weil in unserer Gesellschaft das Thema Trauer noch immer Tabu ist, sind Menschen in Begegnung mit einem Trauernden hilflos und überfordert und wissen nicht was sie mit ihrer Wortwahl alles anrichten können. Deshalb sollen folgende Beispiele eine Hilfestellung für all jene sein, die einem Trauernden begegnen.
Für den Trauernden selbst sollen die Sätze bewusst machen, dass sie mit solchen Momenten niemals alleine sind. Du als Trauernder kannst dich davor leider nicht schützen. Es wird immer wieder solche Aussagen geben. Aber du kannst dir nach einem solchen Moment bewusst machen, dass deren Aussagen nichts mit dir und deiner Trauer zu tun hat. Werde dir klar, dass die meisten dich nicht absichtlich verletzen wollen und einfach schlichtweg überfordert sind. Andere wiederum besitzen von Grund auf wenig Empathie und können sich nur schwer in die Situation hineinversetzen.
Hier 13 Bespiele, von denen Trauernde immer wieder berichten…
1. Du kannst mich jederzeit anrufen
Fangen wir langsam und nett ausgedrückt an. Ein Satz, der keinen weiteren Schaden verursacht und den Betroffenen nicht verletzt. Auch ich habe ihn von den meisten Menschen hören dürfen und war auch wirklich froh darüber. In Momenten, wenn du allein daheim mit deiner Trauer sitzt – verzweifelt, weinend, schluchzend, schreiend und dir die Kraft fehlt überhaupt aufzustehen, schaffst du kaum dich zu überwinden und anzurufen. Ein einziges Mal habe ich es geschafft. Wie oft hast du zum Hörer gegriffen? Als Trauernder fühlt man sich schnell als eine Art Belastung für den anderen, die man demjenigen nicht gerne zumuten möchte. Daher haben viele Trauernde zusätzliche Hemmungen sich bei den Freunden zu melden, auch wenn das Angebot vorhanden ist.
BESSER: Ich möchte dir gerne helfen und werde dich jeden zweiten Tag (einmal pro Woche etc…) anrufen/dir schreiben, um zu sehen, was du gerade brauchst. Meine beste Freundin in Berlin hat mir zb. jeden Morgen über Monate hinweg eine Sms mit ganz viel Kraft geschickt. Solange bis sie merkte, dass ich selbst in der Früh wieder an Kraft gewann und mich aufrappeln konnte. Das hat mir unheimlich viel Durchhaltevermögen geschenkt. Wenn du wirklich helfen willst, ruf DU den Trauernden selbst an und frag direkt nach.
2. Ich finde es einfach unglaublich toll, wie stark du doch bist
Ein sehr zwiespältiger Satz. Ich habe ihn im ersten Jahr besonders oft gehört und mir jedes Mal dabei gedacht: „Was soll ich denn sonst machen, wenn mich die Gesellschaft weinend nicht aushält? Mir bleibt gar keine andere Wahl, als mich zusammen zu reißen.“ Innerhalb nur weniger Wochen normalisiert sich dein ganzes Umfeld wieder, und dieses erwartet sich das auch von dir. Sie wollen dich nicht mehr weinen sehen. Sie wollen dich wieder funktionieren sehen. Dadurch kämpft man sich luftanhaltend durch den Alltag. Sobald die Türe hinter einem zu fällt, schießt die Luft aus einem raus und man sinkt weinend zu Boden. Je mehr an Zeit vergeht, desto mehr steigt der Druck, draußen keine Trauer mehr zulassen zu dürfen. Dieser Satz kann dem Trauernden noch mehr Druck auflasten.
BESSER: Ich weiß, jeder von dir erwartet, dass du dich zusammen reisst und stark bist, bei mir darfst du gerne auch „schwach“ sein und ich werde da sein und zuhören.
3. Du musst nun stark sein und es muss weiter gehen
Ähnlich dem vorangegangen Satz, allerdings hören ihn die meisten auf Beerdigungen oder unmittelbar nach dem Verlust. Ein Trauernder im Schockzustand und noch frisch in seiner Trauer verspürt Unmengen an Druck durch diesen Satz. Als würde einem gesagt werden: „Du darfst nicht weinen und trauern, du musst dich nun anstrengen und kämpfen.“ Gefühle werden zukünftig noch mehr unterdrückt und nicht nach außen getragen. Burnout, Depressionen und psychosomatische Folgen haben dadurch wiederum leichtes Spiel. Jedem Trauernden ist auch bewusst, dass das Leben weiter gehen muss und wird, aber in dieser frühen Situation ist es unbegreiflich, wie es das soll.
BESSER: Wir wissen, dass das Leben weitergehen wird, aber nimm dir alle Zeit, die du brauchst bis du dafür bereit bist und dann wirst du deinen eigenen Weg finden. Ich vertraue darauf und wünsche dir Unmengen an Kraft.
Du möchtest mich noch besser kennen lernen, dann folge mir auch auf Instagram:
4. Trauerst du etwa noch immer?/ Reiß dich zusammen!
Auch solche Aussagen mussten sich viele Trauernde bereits nach wenigen Wochen anhören. Durch meinen Austausch und meine Ausbildung in der Trauerarbeit, habe ich erfahren, dass Zeit ein unbestimmter Faktor in der Trauer ist. Früher sprach man vom ersten Trauerjahr. Heute weiß man, dass vor allem bei traumatischen Erlebnissen und abrupten Verlusten weit mehr als ein Jahr nötig sind, um auch nur annähernd wieder eine stabile Belastbarkeit zu entwickeln. Auch ich, nach bald 4 Jahren trage die Folgen noch in mir, körperlich, wie auch seelisch, welche mich an manchen Stellen im Alltag noch einschränken. Trauer braucht Zeit, und diese ist individuell und abhängig von dem Umfeld des Trauernden.
BESSER: Kommentiere einfach niemals die Zeit des Betrauerns. Bitte! Danke! Es ist vollkommen ok, nach 1, 5 ,10 oder auch 20 Jahren zu weinen und den Verlust auch hin und wieder zu betrauern. Der Verlust ist ja noch immer Verlust und nicht wieder rückgängig gemacht.
5. Du bist ja noch jung und findest bestimmt wieder einen neuen Partner
Ein Satz, den sich sehr viele junge Witwen und Witwer anhören müssen. Da zerreißt es mir schon beim Niederschreiben das Herz. Denn es ändert nichts an der Tatsache, dass der geliebte Mensch nicht mehr da ist und vermisst wird. Auch in diesem Fall wird es dem Trauernden sehr wohl bewusst sein, dass er jung ist und vielleicht irgendwann einen neuen Partner finden wird. Trotzdem ist es kein Ersatz für den Verstorbenen. Und gerade wenn jemand noch derart jung ist, stirbt auch die Zukunft mit.
BESSER: Nichts dergleichen. Wenn du etwas sagen möchtest, dann eher in diese Richtung: Es tut mir aufrichtig leid und ich kann mir nicht vorstellen, wie tief dein Schmerz nun sein muss, aber ich wünsche dir aus vollstem Herzen unfassbar viel Kraft.
6. Du bist ja noch jung und kannst nochmal ein Kind bekommen
Ähnlich dem Vorangegangenen passiert es vielen jungen Müttern und hier besonders den Sternenmamas, dass sie sich solch einen Satz anhören müssen. Ich bin einfach sprachlos. Egal, wie alt das Baby war und egal, wie alt die Mama ist, niemand sollte so etwas einer trauernden Mutter hinknallen. Denn erstens vermisst man dennoch das verstorbene Baby und zweitens ist das neue Kind kein Ersatz.
BESSER: Auch in diesem Fall bitte ich keinerlei Aussage zu der Situation zu machen, sondern aufrichtiges Beileid zu wünschen, ohne zu bewerten.
Auf der STARTSEITE findest du alle meine Angebote und weitere Blogartikel.
7. Du hast ja immerhin noch andere Geschwister/Kinder etc.
Ja diesen Satz habe ich abbekommen. Ich antwortete beinhart: „Achso, ja stimmt, ich habe noch zwei Schwestern. Na dann ist ja eh egal, ob eine tot ist, wenn da noch zwei sind. Danke, jetzt gehts mir gut. Ciao.“ Ich wandte mich sofort von diesem Menschen ab und musste anschließend bitterlich weinen. Natürlich bin ich dankbar und überaus glücklich darüber meine anderen beiden Schwestern zu haben. Sie schenken mir Kraft und sind der Grund warum ich überhaupt so sehr gekämpft und mich nicht aufgegeben habe. Dennoch sind auch sie kein Ersatz für Larissa, so wie ich keiner für die beiden bin. Ein gut gemeinter Satz/Rat, der einfach nur weh tut.
BESSER: Ich freue mich, dass du noch weitere Geschwister/Kinder hast, so könnt ihr euch gegenseitig Mut und Kraft schenken, diesen Schmerz zusammen durchzustehen.
8. Ich weiß genau, wie du dich fühlst
Mir passiert selbst manchmal, dass ich schnell reagiere und an diesen Satz denke, wenn mir jemand von seinem Verlust erzählt. Aber bevor ich ihn ausspreche behalte ich ihn für mich. Ich weiß natürlich wie sich ein schmerzvoller Verlust anfühlt, dennoch weiß ich nicht, wo sich mein Gegenüber gerade befindet und wie dieser Mensch im Moment gerade fühlt. Und jeder empfindet Schmerzen, Gefühle unterschiedlich intensiv. Jeder hat ein anderes Umfeld, das entweder zusätzlich belastet oder einen entlastet. Deshalb, nein, ich weiß nicht, wie du dich fühlst.
BESSER: Ich kann deinen Schmerz nachvollziehen und verstehen. Du darfst mir gerne davon erzählen, wenn du möchtest, denn ich weiß nicht wie du dich gerade fühlst und möchte dich aber noch besser verstehen können.
9. Das wird schon wieder, alles wird gut
Das ist leider eine klare Lüge. Es wäre dasselbe zu sagen, der verstorbene Mensch wird morgen wieder leben. Ebenfalls eine Unwahrheit. Denn nein, tut es nicht. Es wird nicht wieder, denn der Mensch ist nun mal tot und das wird nun mal nicht wieder. Es wird anders, aber nicht mehr wie es war. Dieses Anders wird vollkommen neu werden, mit Teilen in dir, die in dem alten Leben bleiben und Teilen, die sich neu herauskristallisieren. Du wirst anders und dein ganzes Leben auch. Eine neue Art von Glücksempfinden und Traurigkeit tritt in dein Leben.
BESSER: Nichts wird mehr wie es war, alles wird nun anders sein, aber ich bin da für dich, auch in diesem neuen, anderen Leben.
10. Die Zeit heilt alle Wunden
Nein, die Zeit heilt keine Wunden. Vielmehr ist es das aktive Durchleben aller Gefühle, die mit der Trauer einhergehen. Sich öffnen für jeglichen Schmerz und ihn wortwörtlich durch zu spüren. Die bewusste Beschäftigung mit sich selbst und seinem Verlust. Ich bin der Meinung, dass durch diese harte, lange Arbeit an sich und mit sich einer der Hauptfaktoren ist, sich selbst zu „heilen“. Obwohl mir heilen ein zu strenges Wort ist, denn heilen klingt danach krank gewesen zu sein und Trauer ist keine Krankheit, sondern eine natürliche Form der Bewältigung eines Verlustes. Gänzlich heil werden kannst du nicht, denn wie oben erwähnt wird Nichts mehr wie es war. Aber du lernst damit umzugehen und Narben werden bleiben und dich später liebevoll an den Verlust erinnern, ohne blutenden Schmerz zu hinterlassen.
BESSER: Keine Zeit kann dir diese Wunden heilen, aber es wird eine Zeit kommen, in der nur noch die Narben zu sehen und spüren sind.
11. Jetzt ist er/sie an einem besseren Ort/im Himmel, wo es ihm/ihr gut geht
Besonders von sehr gläubigen, religiösen Menschen hört man diesen Satz immer wieder. Wenn er aber auf einen Menschen trifft, der vielleicht nicht dieselben Ansichten hat, kann das manchmal sehr verletzen. Und sogar jemand, der an ein Leben nach dem Tod glaubt, hat von diesem Satz nur wenig Trost. Denn dieser lebt im Hier und Jetzt und jeder von sich glaubt, dass der beste Platz des Verstorbenen neben einem selbst doch war. Deshalb rate ich hier, diese Aussage gänzlich zu streichen, auch wenn man selbst gläubig und religiös ist.
BESSER: Auch wenn der geliebte Mensch physisch nicht mehr greifbar ist, wird er immer in deinem Herzen weiterleben und dich auf diese Weise begleiten. Seine Liebe wird immer und überall spürbar sein.
12. Sie/Er hätte nicht gewollt, dass du traurig bist, dich zurückziehst, dich gehen lässt, nicht mehr lachst…
Ein wahrer Satz. In meinem Beispiel: Stimmt, Larissa hätte niemals gewollt, dass ich traurig bin, mich gehen lasse, aufgebe etc. Und doch ist sie nicht mehr da und ich vermisse sie und fühle einen unfassbar großen Schmerz und eine innere Leere. Sie hätte gewollt, dass ich diese Gefühle zulasse, dass ich mich darum kümmere und gut auf mich schaue. Das bedeutet auch hinhören und das tun, was mir im Moment gerade gut tut. Und wenn es einen Tag weinen ist, und wenn es einen Tag allein sein ist, und wenn es einen Tag gehen lassen ist. All das ist ok und darf sein und hätte mir der geliebte Mensch vergönnt. Nur die Menschen, die es nun aushalten tun sich schwer damit mich so zu sehen, so zu ertragen und nehmen den Verstorbenen deshalb als Vorwand her um mich oder auch dich in deiner Trauer zurecht zu weisen. Ein Satz also, der von einem hilflosen Menschen kommt, der einfach mit der Situation überfordert ist. Es ist nicht leicht als Außenstehenden den anderen leiden zu sehen. Am Ende strengt sich ein Trauernder ohnehin an und macht weiter, genau weil man sich einredet, für den Verstorbenen weiter machen zu müssen. Aber von Außenstehenden, die gerade keine Ahnung über das innere Gefühlschaos haben ist es kein besonders einfühlsamer Hinweis.
BESSER: Sie/Er hat immer nur das Beste für dich gewollt. Ich wünsche dir, dass du genug Raum und Zeit für dich findest, um deiner Trauer Aufmerksamkeit zu schenken und sie ausreichend verarbeiten kannst.
13. Sie/Er war doch schon alt/so lange krank, du wusstest dass das früher oder später passieren wird
Diese Art von Aussage bekommen viele Menschen zu hören, die entweder ihre Großeltern in hohem Alter oder Menschen nach langer Krankheit verloren haben. Egal wie alt, und egal wie lange der Tod bewusst war, ändert es nichts daran, dass der Mensch nun fehlt und eine innere Leere hinterlässt. Meistens geht bei solchen Krankheiten eine lange, mit Kraftaufwand verbundene Pflege voran, wodurch die Hinterbliebenen noch erschöpfter nach dem Todesfall sind. Die aufgestauten Gefühle aus der Zeit davor kommen noch zu der Trauer um den Verstorbenen hinzu. Daher hilft dieser Satz dem Betroffenen in keinster Weise weiter.
BESSER: Nicht nur deine Trauer um den Menschen, sondern auch die Gefühle von davor belasten dich jetzt bestimmt und ich kann deine doppelte Erschöpfung daher verstehen. Deshalb wünsche ich dir umso mehr an Kraft für diese schwere Zeit.
Sonderfall
Wenn ihr auf jemanden trefft, der einen geliebten Menschen durch eine Gewalttat verloren hat, bitte ich euch dringlichst denjenigen nicht danach auszuquetschen, wie genau das passierte, was mit der Leiche geschah, oder Fragen über den Täter zu stellen. Durch das Beantworten dieser Fragen können Bilder und Gefühle aus der Zeit hochkommen, was sehr unangenehm sein kann und am Körper zehrt. Ich hatte zu Beginn kaum Kraft, den Fragen auszuweichen oder sie abzulehnen. Danach ging es mir immer viel schlechter.
BESSER: Wenn du unbedingt dazu etwas wissen möchtest, frag vorher nach, ob es wirklich ok ist nachzuhaken. Was ich mir persönlich gewünscht hätte und ich denke hier kann ich für viele Trauernde sprechen: Frag nach dem Verstorbenen, wie er/sie war, ausgesehen hatte, was er/sie machte, welche Träume/Hobbies/Vorlieben er/sie hatte. Es soll doch der geliebte Mensch im Vordergrund stehen und nicht der Täter.
Sätze, die du verwenden solltest
Ich verstehe dich, ich verstehe deinen Schmerz. – Als Trauernder wünscht man sich oft nichts mehr, als einfach nur verstanden zu werden. Auch wenn du es nicht zu 100% verstehst oder nachvollziehen kannst, sag lieber das und verkneif dir den Rest.
Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst. – Hierbei ist dann wichtig, dass du im Notfall auch wirklich da bist und wertfrei trösten kannst. Wenn du dich nicht darüber traust, verwende den Satz nicht. Es ist vollkommen ok, wenn du merkst, dass dir das zu viel wird und du nicht dafür geeignet bist. Dann aber sag das auch so.
Es tut mir unendlich leid und ich wünsche dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit. – Mir persönlich gefällt dieser Satz um einiges besser, als die einfache Floskel „Mein Beileid“. Diese klingt teilnahmslos und ohne Gefühl daher gesagt.
Mir fehlen die Worte, ich bin selbst überfordert und weiß nicht was ich darauf sagen soll. – Eine ehrliche Antwort, die niemanden verletzt und ganz viel Empathie enthält. Es zeigt, dass du selbst davon bestürzt bist und es dich sprachlos macht.
Nichts. – Oft ist besser, einfach zu schweigen, bevor verletzende Aussagen passieren. Und einfach zuhören, denn das ist der beste Trost.
HINWEIS:
Alle Aussagen beruhen auf der eigenen Erfahrung oder der Erfahrung anderer Trauernder. Jeder trauert anders und empfindet anders, deshalb sind meine Verbesserungsvorschläge auch keine Garantie für ein Richtig oder Falsch. Es kommt am Ende immer auf den Einzelnen an und soll hier nur eine Richtlinie schaffen und einen Denkanstoß geben, einem Trauernden mit mehr Empathie zu begegnen.
Welche Erfahrungen hast du mit solchen Aussagen gemacht? Gibt es noch andere Sätze, die du dir anhören musstest? Schreibe sie in die Kommentare!
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„Du hast ihn ja eh nur zwei Jahre gekannt.“
„Du bist ja noch so jung.“
„Dein Leben muss jetzt auch weitergehen“
(das war von der Exfrau am Totenmahl, nachdem sie sich ungefragt neben mich an den familientisch setzte)
und dann noch
„wie lange willst du denn noch schwarz tragen? das steht dir gar nicht sonderlich“
„nach 2 – 3 wochen trauerarbeit wirst du ja dann eh wieder normal sein“
(von meinem (ehemals) besten freund)
„zeig doch deine trauer nicht auf facebook“
(von meiner (ehemals) besten freundin)
waren meine highlights …
Wow, ich bin wirklich sprachlos was du alles in kurzer Zeit an Sätzen ertragen musstest 🙁 Tut mir voll leid!!! Unfassbar… Ich drück dich :*
Liebe Kathi, ich lese diese 13 Sätze heute gefuhlt zum 50. Mal und ich muss immer wieder nachdenken, wie oft man solche gut gemeinten Floskeln zu hören bekommt. Dennoch denke ich, dass das wirkliche Problem ist, dass es (vor allem viele junge) Menschen gibt, die selbst noch nie einen solchen Höllenlauf durch die Trauer bewältigen mussten. Sie sind da für einen, aber wissen nciht wie. (im schlimmsten Fall Wissen sie es aber besser) und deshalb stürzen sie sich in solche Aussagen, die is eigentlich nur lieb gemeint sind, aber leider oft Salz in die Wunde streuen. Ich denke dass man dankbar sein sollte, aber es ganz wichtig ist, Stopp sagen zu lernen und seine Gefühle in (verständliche) Worte zu fassen, mit denen man den Leuten, denen man wirklich wichtig ist und die wirklich helfen wollen (aber nicht wissen wie und deswegen in Fettnäpfchen treten) erklären kann, was gut tut und was eben nicht und warum manche dinge verletzen. Eine Freundin von mir hat tatsächlich meinen Verlust einmal mit dem Tod ihres Hundes verglichen (der zweifelsfrei sehr schlimm war für sie) und mir gesagt hat, sie weiss genau, wie ich mich fühle. In dem Moment sind mir fast die Ohren aus dem Kopf gefallen und mir wurde ganz schlecht. Ich konnte überhaupt nciht reagieren, heute könnte ich das wohl besser. Sie war einfach überfordert und wollte helfen. Manchmal. Ist es besser, einfach ncihts zu sagen. Denn wie du sagst, niemand kann in die Gefühle anderer reinschauen und niemand weiß, wie man sich fühlt…
Ich finde es sehr beeindruckend, was du da geschrieben hast. Und sehr interessant. Habe schon einige geliebte Menschen verloren, und war schon öfters in Situationen, wo es geliebten Menschen gleich erging. Und ja, es ist schwer auf jemanden drauf zu zu gehen. Ich tat es eigentlich genau auf diese Art wie du beschrieben hast. Ich kann mittlerweile mit meinen „Verlusten „umgehen. Aber ich wollte dir nur 2 Sätze sagen, die ich für schlimm empfunden hatte. 1999 starb mein Papa im Alter von 47 plötzlich an Herzinfarkt. Ich war 18. Eine Vorarbeiterin der Firma ließ dann über meine Freundin ausrichten, ob ich schon wüsste, dass ich nur 5 Tage „Urlaub “ für diesen Fall bekäme
Und… ich wünschte immer schon mindestens 5 Kinder, die ich jetzt auch habe
Nach meinem 2. Kind hatte ich eine Eileiterschwangerschaft, musste sofort operiert werden, verlor natürlich das Kind, mein rechter Eileiter wurde durchtrennt und ich wusste nicht, ob es je wieder ein Kind gäbe.
Da kam dann auch. Ich soll froh sein, dass ich 2 gesunde Kinder hätte (so praktisch, ich wäre undankbar) .
Nur…. was ich auch schon aus nächster Nähe miterlebt habe, wenn ein junger Mensch stirbt, der Geschwister hat, die noch jünger oder kleiner sind.
Schiebe sie nie ab, damit sie ausgeschlossen werden vom Mittrauern, weil man denkt, das verstehen Sie eh nicht, oder sie sollen die Eltern nicht so sehen,…… sie werden nämlich mit ihrer eigenen Trauer allein gelassen und das kann wirklich schlimme Folgen haben.
Was ich auch schon erlebt habe, im gleichen Fall. Meine Cousine ist mit 16 tödlich verunglückt, sie hat 3 jüngere Geschwister. 14,8 und 2. wenn man dann von Außenstehenden Leuten hört, so praktisch:“ beim kleinsten wäre es nicht ganz so schlimm gewesen, weil man den noch nicht so lange kennt….“
Herzzerreißend einfach. Auf jeden Fall wollte ich nur damit sagen, dass ich deine Kommentare gelesen habe, eigentlich auf „deine Frage “ antworten wollte und wünsche dir weiterhin viel Kraft zur Überwindung deines Verlustes und dass viele Menschen deine Botschaft erreichen. Liebe Grüße
So viele Verluste in so jungen Jahren liebe Manuela, es tut mir aufrichtig leid, jeder einzelne Verlust. Und noch mehr dann, dass auch du den Umgang mit Trauer in der Gesellschaft ähnlich erleben musstest. Unfassbar, welche Aussagen dich hier getroffen haben. Danke fürs Teilen deiner Erfahrungen, ich hoffe ebenfalls, dass viele Menschen sich dies durchlesen und auch zu Herzen nehmen. Danke auch für deine Wünsche, die kann ich nur zurückreichen, alles Liebe, Katy
Die Frauen im Krieg haben auch die Männer und Kinder verloren und sie haben weiter gemacht.
Oh ja, auch ein Satz, der sehr oft fällt und kein bisschen Trost enthält. Danke fürs Teilen! Alles Liebe, Katy
Liebe Katy,
vielen Dank für Deinen Artikel. Ich selbst war noch nie mit dem Tod eines engen Freundes oder Familienmitgliedes konfrontiert wofür ich sehr dankbar bin. Ich bin auch schon so bewusst oder empathisch dass ich lieber nichts sage als so 0815-Sätze wie ‚Kopf hoch‘ oder ‚Das Leben geht weiter‘. Meistens habe ich das den Trauernden auch so gesagt und ich glaube das war ein guter Anfang. Dank Dir weiß ich jetzt wie ich auf Trauernde in solchen Situationen noch besser eingehen kann. Herzlichen Dank dafür. ♥ Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass eine einfache Umarmung ohne irgendetwas zu sagen beiden Seiten oft besser hilft als alles andere.
Alles Liebe für Dich. ♥
Hallo liebe Katy,
zunächst eimal möchte ich mich bei Dir bedanken für Deinen Beitrag. Ich kann sehr gut verstehen, wie Du Dich gefühlt haben musst. Und die Trauer, das Vermissen einer geliebten Person endet in dem Sinne nie. Es transformiert sich sozusagen. Vielen Dank, für Deinen wirklichen herzlichen Beitrag.
Mein Partner verstarb am 30.06.2017. Es ist eine lange Geschichte, inklusive Leidensweg (Krankheit). Er wurde erst am 25.08.2017 bestattet (alles eine lange, komplizierte und traurige Geschichte…).
Oft fühle ich mich allein gelassen. Es wird immer weniger Interesse an mir gezeigt. Leider musste ich mir auch schon des öfteren komische Sätze anhören. Wie z.B.: „Das Leben geht weiter“, „Ruf an wenn Du was brauchst.“, „Alles ok?“, „Gehst Du arbeiten?“…“Wie geht es weiter, bleibst Du hier oder ziehst Du um?“, „Du bist noch jung!“…Hinzu kommt die ganze Bürokratie mit der ich mich herumschlagen muss. Ich muss in zwei Ländern alles mögliche regeln. Mein Partner und ich haben uns vor 3 1/2 Jahren entschlossen nach Italien zu ziehen. Jedoch war/ist sein erster Wohnsitz in Deutschland. Da ich hin und herfliegen muss und kein erfahrenerer Autofahrer bin (hinzu kommt, dass ich auch irgendwie Angst vor dem Auto fahren habe obwohl ich einen Führerschein besitze), bin ich hie und da „angewiesen“, dass mich jemand zur Zugstation fährt. Vor ein paar Wochen fragte ich eine Bekannte, ob sie mich zur Zugstation fahren könnte. Sie bot mir schon über einen Monat vorher Hilfe an. Allerdings musste ich die bittere Erfahrung machen, dass ich von dieser Person im Stich gelassen wurde. Sie meinte: „Weisst Du, ich habe mir überlegt, Du könntest auch den Bus nehmen. Es geht um Deine Unabhängigkeit., die ist sehr wichtig“ Das war für mich ein riesiger Schlag ins Gesicht. Seitdem traue ich mich erst recht nicht mehr, großartig um Hilfe zu bitten. Schon vorher bat ich nicht laufend Leute um Hilfe. Aber jetzt ist es noch schwieriger geworden.
Ich komme mir manchmal wie eine Belastung vor…
Dein Beitrag hat mir Kraft gegeben. Vielen Dank nochmal.
Liebe Grüße
Jasmin
Liebe Jasmin,
danke für deine bewegenden Worte.
Dein Verlust und der vorangegangene Leidensweg tun mir aufrichtig leid liebe Jasmin. Außerdem tut es mir sehr leid, dass auch du diesen gesellschaftlichen Umgang selbst spüren musst gerade und solch verletzende Sätze aushalten musst. Ich kann dich hier besonders gut verstehen, dass dich das noch mehr belastet, gerade, dann wenn es von Freunden kommt. Sehr viele Freundschaften zerbrechen leider nach Verlusten. Aber es gibt auch wieder welche, die enger werden. Wenn wir dann solch negative Erfahrungen in unserer Trauer machen, ziehen wir uns dadurch immer mehr in unser Schneckenhaus zurück. Ich kenne das, auch ich habe mich abgewandt und zurückgezogen. Du brauchst dich hier nicht als Belastung ansehen, das bist du nicht. Es ist nicht deine Schuld, dass die anderen mit den Gefühlen der Trauer überfordert sind. Mit solchen Menschen, auch wenn es mir oft das Herz gebrochen hat, umgebe ich mich nicht mehr. Denn sie bringen mich nicht weiter in meiner Entwicklung und schaden nur. Hier haben wir ohnehin schon genug an Leid ertragen müssen. Liebe Jasmin, ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und einen Weg, auf dem du liebevollen, helfenden Hände begegnest und Menschen, die Verständnis und Empathie empfinden. Ansonsten bist du hier auf meinem Blog jederzeit willkommen. Hier darfst du sein und alles zulassen. Ich wünsche dir alles Gute und schick dir eine herzliche Umarmung! Katy
Hallo liebe Katy, danke für Deine bewegenden Zeilen und den tollen Artikel. Meine Oma, zu der ich ein sehr inniges Verhältnis hatte, ist vor 2 Jahren verstorben. Ich habe mich oft damit schwer getan, dass meine nächsten Verwandten so taten, als wäre es „normal“ dass sie gestorben ist, weil sie sehr alt war. Wenn ich über Oma reden wollte fühlte ich oft eine Mauer und schnell wurde auf ein anderes Thema gewechselt. Bei der Geburtstagsfeier meines Onkels, ein dreiviertel Jahr nach dem Tod von Oma, sprach mich ein Nachbar meines Onkels darauf an und sagte : „Ihr ward Euch ja sehr nahe. Das erste Jahr ist halt das schwierigste“. Ich war sehr berührt und dachte :“Ich bin ja doch normal, wenn ich noch weine, traurig bin und viel an die Zeit mit Oma denke, und das sieht jemand, der mich kaum kennt. Das mit dem einen Jahr glaubte ich zwar nicht , obwohl ich später tatsächlich die Erfahrung machte, dass es danach leichter wurde und sich Omas Übergang mehr in mir integriert hat. Als ich Deinen Artikel gelesen habe ist mir dieses Gespräch wieder eingefallen und auch was auch ein paar kurze, aufrichtige und empathische Worte positives bewirken können. Danke schön! Ich wünsche Dir Alles Gute für die Zukunft, liebe Grüße, Eva Maria
Ich kenne jeden Satz. Aber zwei Frauen , die ich seit meinem 3 bzw 10 Lebensjahr kenne und für Freundinnen hielt haben es noch “ besser “ gemacht. Sie haben mich gleich mit beerdigt. Das haben aber auch andere gemacht. Ich habe nicht nur meinen Ehemann verloren sondern große Teile meines sozialen Umfeldes. Am Anfang war ich fassungslos denn ich lebe noch. Inzwischen ist es mir egal.
Liebe Katy,
Deine Zeilen haben mir mehr als beeindruckt, ich musste mich nie mit dem Thema Trauer auseinander setzen, bis meine Mama mich am 16.2.17 verlassen hat. Sie lebte in einem Pflegeheim 2 Jahre, geistig noch voll da. Es lief alles ganz gut bis ich merkte das ihre Krankenhausaufenthalte immer mehr in kürzeren Abständen statt finden. Ich hab sie immer besucht, außer an dem Mittwoch, weil ich arbeiten musste. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ist sie eingeschlafen. Ich durfte von der Arbeit sofort zu Hause bleiben, den spruch den ich trotzdem gedrückt bekommen haben war, ; “ Wie ich nach der Beerdigung arbeiten könnte? Ich wusste gar nicht was ich sagen sollte. Vorher wurde mir gesagt ich soll mir die Zeit nehmen die ich brauche. Ich arbeite seit Oktober nicht mehr dort. Hatte auch noch andere Gründe, aber der Spruch hat mich schon getroffen. Ich wünsche allen Menschen nur das Beste. Unsere geliebten Meschen werden immer in unseren Herzen bleiben ♡ Liebe Grüße Steffi
Meine Tochter starb mit 22. Ein Jahr nach ihrem Tod sagte meine Schwiegermutter:“Da ist ja schon Gras drüber gewachsen. „
Nach dem Tod meines Papas habe ich bewusst schwarz getragen. Mein Leben war eben nicht mehr bunt…Etwas mehr als ein Jahr später meinte eine Kollegin :“Ich hab das mal überschlagen, aber das Trauerjahr ist doch vorbei, willst Du jetzt immer so rumlaufen?“ Ich war sprachlos. Mein Leben ist auch nach 92 Wochen heute noch nicht bunt, aber ich habe mich wieder angepasst, um niemanden zu nerven. Aber bestimmt NICHT WEGEN DIESER AUSSAGE.
Nach dem Tod meines Mannes sind mir die Leute aus dem Weg gegangen. Über ein Jahr haben einige die Strassenseite gewechselt….dann sind Fragen nach einem neuen Partner aufgetaucht und auch, ob ich das Haus noch noch bezahlen kann. Ich fühle mich nach 2 1/2 Jahren sehr alleine mit meiner Trauer. Für Trauer gibt es keine Abkürzung….
Leider gibt es auch das Gegenteil dazu… Mein Mann lag 1 1/2 Jahre im Koma ,aber welches Ende es nehmen würde war relativ schnell klar. Ich hatte eine 3 jährige zu Hause, die natürlich ihren Papa vermisste aber sich gleichzeitig auch auf Ostern Geburtstag Straßenfeste etc. Freute… Die Pläne machen wollte,die mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte trotz allem und ich hatte Freunde,die uns beschäftigten,die uns tolle Erlebnisse bescherten um uns Kraft zu schenken! Aber da gabs Menschen, die ich ebenfalls für Freunde gehalten hatte,die mir jedes Lächeln missgönnt haben, die mir jeden schönen Tag vorgeworfen haben, die sagten ich dürfe keine Pläne machen für die Zeit „danach“…. ich hätte ihn schon vergessen, ich könnte es kaum erwarten bis er tot wäre, und ähnliches! ! Jeder geht mit Trauer anders um,jeder hat einen anderen Weg Halt zu finden, Kraft zu tanken. … Meine Zusammenbrüche mit Besuch in der Notaufnahme wurden einfach ignoriert. ….
Danke, Katy, für Deinen Artikel, den ich sehr wichtig finde, auch wenn ich glücklicherweise solche Sätze nicht hören musste. Ich habe meine Mutter vor genau 7 Jahren verloren. Ein Jahr zuvor wurde ein Gehirntumor festgestellt. Nach 7 Jahren müsste es doch nun gut sein? Nein, ich weine jedes Mal wenn ich an sie denke. Und es spielt auch keine Rolle wie alt man selbst ist oder wie alt der Verstorbene war. Ich habe sogar einige Male Kontakt mit ihr über ein Medium gehabt, was wirklich unglaublich schön war. Und trotzdem: Der Verlust ist der Verlust ist der Verlust!
Liebste Janna, diesen Worten ist nichts hinzuzufügen. Und doch möchte ich dir weiterhin viel Kraft schenken, für all die zukünftigen Tränen, die aus Liebe vergossen werden. Ich drück dich und alles Liebe im neuen Jahr, Katy
Wie geht es dir?
Wie soll es mir gehen, wo mein geliebter Traummann tot ist….
Diese Frage habe ich gehasst!!! Und ich werde diese Frage NIEMALS bei Trauernden stellen.
Liebe Karin, ja eine sehr schwierige Frage. Für viele ist diese eine sehr verletzende Frage. Woher kommt das leider bloß? Viele stellen diese Frage beiläufig, einfach so, ohne wirklich daran interessiert zu sein, wie es einem denn wirklich geht. Sie hoffen auf ein schnelles „geht so“ oder „ganz ok“, damit sie ihren Weg fortsetzen können. Wenn die Frage aber von einer Person kommt, die vielleicht sehr nahe steht oder in professioneller Arbeit steht und wirklich Interesse daran hat dir zuzuhören, damit du einfach mal all deine Gefühle benennen darfst und offen ansprechen kannst, dann finde ich die Frage eigentlich ok. Ich für meinen Teil würde womöglich die Frage so stellen: „Ich weiß, dass du unfassbar traurig bist und es dir im Moment gar nicht gut geht und dennoch würden mich deine Gedanken und Gefühle heute interessieren, denn ich möchte dir zuhören und für dich da sein, wenn du es zulassen kannst und willst.“
Was würdest du statt Wie geht es dir empfehlen oder sagen liebe Karin? Ich glaube sowas hilft auch anderen immer gut weiter.
Alles Liebe, Katy
Liebe Karin,
mir geht es genauso.
Wie geht es dir ? … ist oft die einzige Frage, die den Leuten einfällt.
Sei es beim vollen Bäcker in der Warteschlange oder einmal quer über die Straße gerufen.
Ich empfinde dies schon sehr entwürdigend….
Die Frage kommt aber immer wieder und wenn ich nicht mal wieder vor lauter Entsetzen ganz sprachlos bin, dann sage ich : In meinem Leben gibt es viele,Schubladen. In den einen wird gelacht und getanzt und in den anderen geweint.
Liebe Grüße von
Bettina
Nach dem frühen Tob meines Vaters 1966 wurde mir keine Trauer zugestanden. Damals, ich war knapp 2 Jahre alt, ging man noch davon aus, dass ich weder sein Leben noch seinen Tod wahrgenommen hätte aufgrund meines Alters, und ich daher auch keinen Verlust erlitten hätte. Das ging soweit, dass meine älteren Geschwister mich vor dem Grab zur Seite schoben mit der Bemerkung, es sein nicht meine Angelegenheit. 2013 nun starb mein „großer“ Bruder, wiederum war zu trauern erlaubt nur unserer Mutter, seiner Tochter und meiner Schwester, mein Job war wie üblich stark zu sein. 2016 forderte die nicht erlaubte Trauer Tribut und ich landete für 3 Wochen in der Psychiatrie. 2017, vor genau einem Jahr, starb schließlich vollkommen überraschend meine Schwester, nun bin ich das letzte Kind meiner Mutter und muss natürlich doppelt stark sein. Und wieder ist zu trauern der fast 40-jährigen Tochter meiner Schwester und meiner Mutter vorbehalten.
Ich erlebte in der gesamten Zeit – außer von meinem Mann – kein Anteilnahme, keinen Trost. Freunde zogen sich zurück, niemand sprach mich an. Zwei Beileidskarten von entfernten Verwandten, sonst nichts. Nicht einmal von den ansonsten guten und netten Kollegen gab es eine Beileidskarte, in beiden Todesfällen nicht: Der Tod wurde totgeschwiegen.
Meine vormals beste Freundin Grit reagierte
– auf den Tod meines Bruders gar nicht
– auf meinen Zusammenbruch mit „Ausgerechnet jetzt, wo ich ein Gerichtsverfahren habe und deine Hilfe brauche“ (ich bin Anwältin, hatte aber nie ihr Mandat übernommen)
– auf die Information über den Tod meiner Schwester mit einem einzigen Wort: „Shit“.
Das war bei heute alles.
Z.B. in meinen Chor zu gehen oder in die Arbeit, also zu den Menschen, die mein Leid geflissentlich übersehen haben, fällt mir noch immer schwer. Ich weiß, dass es nicht Hartherzigkeit, sondern Hilflosigkeit war, die dieses Wegschauen verursacht hat. Dennoch ist ein tiefer Bruch entstanden: Eine echte Nähe ist nicht mehr möglich.
Derselbe Chor übt zur Zeit ein Segens-Lied ein in Bahasa, der Muttersprache eines lieben Chormitgliedes, deren Vater eben in Indonesien verstorben ist, um es nach ihrer Rückkehr für sie zu singen. Es kam der Einwand, das sei zu früh, es könne sein, dass sie die Fassung verlöre. Das hat mich traurig und wütend gemacht: Was ist denn nur so schlimm daran, wenn ein Trauernder die Fassung verliert? Weshalb muss denn ein Trauernder gefasst sein? Warum haben wir so viel Angst vor den Tränen anderer, so viel, dass wir sie lieber damit alleine lassen? Was ist nur aus dem guten Sprichwort geworden: „Geteiltes Leid ist halbes Leid“?
Liebe Anke,
danke für deine persönliche Geschichte und, dass du deine Erfahrungen diesbezüglich mit mir teilst. Ich bin schockiert und gleichzeitig so traurig darüber, wie viel an Schmerz und Verlust du bereits erleben musstest und wie wenig Halt und „Trauererlaubnis“ du bekommen hast. Verständlich, dass da irgendwann der Körper und die Seele streiken. Ich freue mich aber herauslesen zu können, dass du immerhin einen Mann an deiner Seite hast, der Anteilnahme zeigt.
Viele Freunde entpuppen sich dann genau in solchen Situationen zu wahren Freunden oder Enttäuschungen. Es tut mir schrecklich leid, dass du hier eine so große, schmerzvolle Enttäuschung erleben musstest.
Ich verstehe dich auch gut, dass das furchtbar schwer ist in der Arbeit, als auch im Chor. Ich hoffe du findest trotz allem liebevolle Menschen um dich, die dich so nehmen wie du bist und wo du einfach du sein kannst.
Wie du selbst sagst. Diese Hilflosigkeit macht es für die Menschen so schlimm, wenn andere die Fassung verlieren. Von klein auf werden wir erzogen, stark zu sein, zu kämpfen, keine Tränen zuzulassen. Da verwundert es mich nicht, dass wir einfach nicht wissen, wie wir dann damit umgehen sollen, wenn einer weint. Sehr traurig, doch ich hoffe, dass sich bei vielen doch noch ein bisschen was ändern wird.
Alles Liebe dir und ganz viel Kraft weiterhin,
Katy
Hallo Katy,
nach dem Verlust meiner Traumfrau (48 Jahre jung, bildhübsch und einmalig sympathisch) im Januar 2018 begann eigentlich meine Trauerzeit. So sieht man es immer wieder im Fernsehen ! Davon ging ich dann auch aus.
Es hat bei uns allerdings nur 14 Stunden nach dem Tod meiner Kirsten gedauert, bis eine „liebe“ Nachbarin in der Tür stand und mich fragte „Du nimmst Dir eine neue Frau, oder ?“ und im Nachgang „Ihr zieht weg, oder ?“. „Doch das doch ist besser für Euch !“
Nicht nur das meine Frau die schlimme Diagnose am 22.12.2017 bekam und wir es dann unseren 3 Kindern noch vor dem Weihnachtsfest sagen mussten / wollten. Nein – Sie verstarb auch zum Geburtstag unseres jüngsten Sohnes am 15.01.2018 drei Wochen später (obwohl Ihre Prognose eigentlich 4 Jahre war). Bei aller Wucht, wie das Schicksal uns in dieser kurzen Zeit getroffen hatte, kann ich es bis heute nicht verstehen, wie eine Nachbarin derart kalt und herzlos sein kann.
Aber auch das Schicksal fragt nicht nach dem „passt es gerade bei Euch ?“ – von daher habe ich mittlerweile meine eigene EInstellung zu diesen Dingen bekommen (sprich Patientenverfügung / Testament / Hinterbliebendenschutz usw.). Es ist halt leider wohl alles endlich….
kleine Randnotiz: Als ob wir nicht gerade ganz andere Probleme hätten, war am vergangenen Montag an unserer Schule an denen unsere Kinder zur Schule gehen ein Amokläufer-Alarm ausgelöst. Die Kinder sollten sich in den Klassenräumen einschliessen und sich verbarrikadieren. Es handelte sich um einen bewaffneten Raubüberfall (vielleicht hat es der eine oder andere in den Medien mitbekommen). Die Welt wird immer verrückter.
Lieber Torsten,
der Tod deiner lieben Gattin und Traumfrau tut mir unendlich leid. Besonders auch, dass euch am Ende so wenig Zeit blieb und sie sich schließlich am Geburtstag des jüngsten Sohnes verabschiedet hat. Ich verstehe, dass das unfassbar schmerzvoll und traurig sein muss. Das darf es auch. Ja die lieben Nachbarn…. unfassbar und sprachlos machen diese Aussagen. Tut mir selbst sehr weh zu lesen, dass du das so kurze Zeit danach erleben hast müssen. Ich hoffe, dass dich an der Stelle mein Blog ein Stück weit trösten konnte, auch wenn vieles einfach untröstlich bleibt.
Ja wir alle sind endlich, und bei einem so schmerzvollen Todesfall wird das nochmal ein Stück bewusster. Doch können wir durch dieses Bewusstsein unsere Endlichkeit und diese Momente dafür umso mehr genießen und leben. Am Anfang ist das alles sehr schwer nur und das dauert auch seine Zeit. Gib dir selbst ganz viel Geduld und vertraue auf dich und deine Trauer. Sie wird dir deinen Weg zeigen.
Ja viele verrückte Dinge passieren. Und das ist einfach nur schrecklich. Tut mir furchtbar leid, dass deine Kinder sowas noch zusätzlich durchmachen mussten. Ich hoffe ihr bekommt die notwendige Unterstützung und habt auch liebevolle Menschen in der Umgebung. Denn auch wenn es viele schreckliche Dinge auf der Welt gibt, die unfassbar sind und einen erschaudern lassen, so sind da auch noch die schönen Dinge im Leben, die wertvoll und lebenswert sind und uns antreiben weiter zu machen. Ich wünsche dir und deiner Familie alle Kraft der Welt und wenn du dich einsam fühlst, dann hoffe ich, dass mein Blog dir ein paar hoffnungsvolle Momente schenken kann…
Alles Liebe,
Katy