Seelensport

Muttertag war soeben und wie die meisten bereits wissen, bin ich schwanger. Mit Trauma im Gepäck. Im Prinzip mein erster Muttertag als Mutter. So fühle ich mich zumindest schon. Ich bin nun in der 26. Woche, spüre den Kleinen ganz doll und freue mich, ihn bald kennenzulernen. Doch da gibt es noch andere Gefühle als nur Freude. Denn meine Vergangenheit ist ein Teil von mir und besonders in der Schwangerschaft deutlich spürbar. Meine Schwester wurde ermordet und ich erlebte selbst viel Gewalt. Wie ich es schaffe, damit umzugehen, erfährst du im Artikel.

Nach meinen traumatischen Erlebnissen in der Vergangenheit habe ich mich intensiv damit auseinandergesetzt, war jahrelang in Therapie und habe gut für mich selbst gesorgt. Trotzdem bleibt diese Vergangenheit ein Teil von mir und zu besonderen Anlässen kommt sie verstärkt hervor und beschäftigt mich manchmal ganz unbewusst.

Meine Schwangerschaft war geplant. Somit habe ich zuvor schon gewisse Vorbereitungen getroffen, die mir helfen würden. Aber auch viele weitere Schritte bin ich bis dato gegangen, um die Schwangerschaft genießen zu können und sie nicht allein von diesen traumatischen Erlebnissen bestimmen zu lassen.

Denn ich weiß natürlich durch meine Arbeit, wie stark sich Stress und bestimmte Gefühle auf den Körper und somit auch auf das Baby auswirken können. Dem wollte ich bewusst entgegenwirken, um mich zu entspannen und möglichst stressfrei zu sein. Welche Schritte ich gewählt habe, die vielleicht auch dir eine kleine Hilfe sein können, kannst du jetzt lesen.

Mehr Zeit für mich

Wenn du schon vorher weißt, dass dich die Schwangerschaft nach dem Trauma emotional triggern oder herausfordern könnte, achte darauf, von Beginn an mehr Zeit für dich einzuräumen. Ich bin selbstständig mit meinem Konzept und trage somit die Verantwortung im Unternehmen. Ich habe sehr schnell nach dem positiven Test (Dezember 2020) viele Termine abgesagt oder verschoben, holte mir eine Assistentin, die sich um mein Backoffice kümmert und auch eine Social Media Managerin, die eine Jahresplanung für den Blog etc. konzipierte. Alles, was ich abgeben konnte, gab ich also ab. Das half mir extrem! Denn die ersten Wochen waren von der typischen Übelkeit geprägt und ich brauchte viel Schlaf. Arbeitete ich zuvor noch etwa 8 Stunden am Tag, reduzierte ich schlagartig durch die gute Organisation auf maximal 4 Stunden.

Bewegung

Natürlich durfte das weiterhin nicht fehlen. Meine Trainings halfen mir von Beginn an fit zu bleiben, mich um aufflackernde Gefühle zu kümmern, den Körper zu entlasten und Stress abzubauen, falls mal einer da war. Bewegung ist essenziell und kann dir helfen, mit traumatischen Erlebnissen besser zurechtzukommen. In meinem zweiten Buch erfährst du dazu mehr.

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Selbstfürsorge auf allen Ebenen

In den Jahren seit Larissas Tod habe ich einen ordentlichen Werkzeugkoffer angereichert, voll mit hilfreichen Ressourcen zur Stärkung. Mit der Schwangerschaft habe ich ihn geöffnet und alles rausgeholt, was so drin steckt. Täglich begleiten mich Meditationen rund um Schwangerschaft und Ängste, die mich entspannen und einschlafen lassen. Ich achte bewusst auf mehr Schlaf, Erholung und Pausen, um mit ausreichend Energie versorgt zu sein. Mein Ambiente habe ich weiter angepasst mithilfe von beruhigenden Farben, Düften, musikalischer Begleitung, Tees und genug Flüssigkeit, ab und zu Entspannungsbäder und guten Büchern.

Ich habe mir persönliche Affirmationen geschrieben, die mich in bestimmten sorgenvollen Situationen unterstützen. Ich muss sagen, ich bin selbst überrascht, wie entspannt ich mich bisher durch die Schwangerschaft fühle. Es liegt an uns selbst und unseren Schritten, die wir für uns setzen. Seien es nur kleine Veränderungen und Termine mit dir selbst.

Schreiben

Natürlich mache ich mir Gedanken und Sorgen. Das gehört zum Schwangersein dazu. Fragen wie „Kann ich der Mutterrolle gerecht werden“, „Wird das Kind gesund sein“, „Wie schaffe ich es, einen respektvollen, liebevollen Jungen zu erziehen?“ beschäftigen mich mal mehr, mal weniger. Jeder dieser Gedanken produziert natürlich auch immer Gefühle. So funktionieren Gefühle.

Um mich selbst besser zu verstehen und mich zu reflektieren, hilft mir hier, wie bereits nach Larissas Tod das Niederschreiben jener. Es fließt aus mir, belastet mich dann weiter nicht an diesem Tag und ich kann mich später noch mal genauer damit auseinandersetzen. Dadurch bekomme ich einen anderen Blick auf mich selbst, mit dem gewissen Abstand, der dann nötig ist.

Therapiegespräche nach dem Trauma

Auch das Reden mit einer professionellen Kraft kann helfen, vieles im Inneren zu sortieren. Daher besuche ich auch wieder regelmäßig eine Therapie. Niemand sollte sich dafür schämen oder schlecht fühlen. Eigentlich sollte es ganz normal sein, so was in Anspruch zu nehmen. Dann hätten wir wohl viel weniger depressive oder psychisch kranke Menschen. Falls dich die Kosten abschrecken gibt es verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten besonders nach traumatischen Erfahrungen. Therapeut*innen sind meist in Netzwerken und Vereinen verstrickt. Mach dir eine Stunde aus und du wirst bestimmt gut beraten sein. Und wenn nicht, dann Wechsel zu einem*r anderen Therapeut*in.

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Vorbereitung

Gerade bei Gewalterfahrungen ist es wichtig, sich gut auf die Geburt vorzubereiten. Ein Geburtsvorbereitungskurs kann hier viele Antworten geben. Mir war das jedoch zu wenig, weshalb ich vertiefend eine private Hebamme buchte. Da es konkrete Trigger für mich gibt, die Panikattacken auslösen können, hilft es nicht nur mir, sondern auch dem Krankenhauspersonal, dass wir gut zusammenarbeiten können. Jedes offene Gespräch bringt beide Seiten in ihrer Entwicklung immer weiter. Trau dich offen darüber zu sprechen und es wird eine Last von dir fallen.

Binde auch deine*n Partner*in ein. Sie spielen eine immens wichtige Rolle bei der Geburt und können für einen entspannteren Ablauf sorgen, wenn du selbst nicht mehr in der Lage sein wirst. Ich werde einen Geburtsplan verfassen, der alles mir Wichtige enthält. Wie die Wirklichkeit schlussendlich aussehen wird, wissen wir nicht. Aber ein Plan gibt eine gewissen Struktur und Sicherheit. Genau das, was traumatisierte Menschen brauchen.

Im Moment leben

Seit Larissas Tod begleiten mich manchmal noch Verlustängste. Ganz normal, wenn ein geliebter Mensch so plötzlich und brutal aus dem Leben gerissen wurde. Dann versuche ich mich immer in den Moment zurückzuholen. Heute ist Tag XX und ich bin nicht mehr die Katrin, die ich damals war. Im Moment ist alles gut. Mir geht es gut. Meinem Partner geht es gut. Meinem Baby geht es gut. Etc. Wir wissen nie, was passiert und kommen wird, aber der Moment ist uns sicher und den sollten wir öfter mal genießen. Das tut der Seele und dem Körper gut, schafft Erleichterung.


Natürlich bin ich an vielen Tagen auch sehr traurig, dass Larissa diese besondere Reise nicht dabei sein kann. Sie fehlt mir sehr und ich denke, es wird noch mehr werden, sobald der kleine Kerl da ist. Der Traurigkeit Raum zu geben ist hier besonders wichtig. Finde deine Kanäle, in denen du sie fließen lassen kannst. Und denk immer dran: Niemand ist perfekt, auch ich nicht. Das wichtigste ist, wir geben unser bestes und oft wissen wir es einfach nicht besser. Sei nicht zu streng mit dir, besonders nicht in der Schwangerschaft. Wir kriegen das schon hin!

Hast du noch mehr wertvolle Tipps, die dir durch deine Schwangerschaft geholfen haben? Schreibe sie gerne in die Kommentare!